Zum nunmehr achten Mal überbrachte der Kreislandvolkverband Vechta dem Landkreis Vechta eine traditionelle Erntekrone. Übergeben wurde sie vom Vorsitzenden Dr. Johannes Wilking, dem Kreisgeschäftsführer Dr. Friedrich Willms im Foyer des Kreishauses. Gebunden wurde die Krone von den Mitgliedern des Ortsverbandes Langförden, der von seinem Vorsitzenden Georg Reinke jun. und seinem Stellvertreter Augustinus Moormann vertreten wurde.

 

Landrat Tobias Gerdesmeyer nahm die mit Mais und Getreide geschmückte Erntekrone zum ersten Mal entgegen: „Die Erntekrone ist ein Zeichen der Verbundenheit des Landkreises zur Landwirtschaft. Das gilt gerade in diesen Zeiten, wo der Klimawandel, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die Transformationsprozesse in der Agrar- und Ernährungswirtschaft viele Landwirte bei uns vor große Herausforderungen stellen.“ Gerdesmeyer unterstrich in seiner Begrüßung, dass Landwirte beim Umbau ihrer Ställe für mehr Tierwohl endlich Planungssicherheit brauchten. Zudem müsse die Urproduktion vor Ort erhalten werden. „Mit unserem landwirtschaftlichen Knowhow leistet das Oldenburger Münsterland einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit in Deutschland und darüber hinaus.“

Der Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes Johannes Wilking erläuterte die Ernteergebnisse in diesem Jahr: „ Die Ernte fiel sehr unterschiedlich aus. Die Dürre hat den gesamten Ackerbau leider wieder einmal bestimmt. Beim Getreide hatten wir recht viel Glück, hier haben uns rechtzeitig Niederschläge erreicht, so dass wir mit im Durchschnitt 8 Tonnen Weizen pro Hektar einen sehr guten Ertrag erzielen konnten. Auch bei Triticale (6,9t/ha) und der Wintergerste (6,9t/ha) waren die Erträge sehr gut. Die Roggenernte viel mit 6,6 t/ha etwas schwächer aus als im letzten Jahr. Bei der Mais- und Kartoffelernte hingegen schlägt die Dürre zu. Die im Juli und August ausgebliebenen Niederschläge machen sich hier nur allzu sehr bemerkbar. Die Erträge bei Silo- und Körnermais werden voraussichtlich um fast 30% unter denen des Vorjahres liegen. Bei den Kartoffeln sind die Einbußen zwar geringer, hier hat aber auch die Qualität der Knollen durch die Dürre und die hohen Temperaturen gelitten. Insgesamt muss man sagen, dass der Kreis Vechta im bundesweiten Vergleich noch recht gut abgeschnitten hat. Die hohen Preise für Getreide und Mais entschädigen auf der einen Seite für die Mindererträge, auf der anderen Seite sind aber auch die Kosten für Energie und Düngung massiv angestiegen. Am Ende werden selbst die enormen Erzeugerpreise hier nicht ausreichen werden, um die Mehrkosten aufzufangen.

 

Bei den Ökoleistungen waren die Landwirte im Kreis Vechta wieder fleißig, auf insgesamt 19.116ha wurden mit Zwischenfrüchten, Blühstreifen und Feldvogelinseln viel für die Artenvielfalt getan. Das sind 191.150.000 Quadratmeter die jetzt Blühen und Insekten wertvolle Nahrung im Herbst bieten.

 

Zur allgemeinen Lage der Landwirtschaft sagte Wilking: „Leider hat sich die Situation der Landwirtschaft im Vergleich zum letzten Jahr nicht gebessert, eher das Gegenteil ist der Fall. Die explodierenden Energiepreise treffen insbesondere die Tierhaltung hart. Viele überlegen sehr genau, wie sie durch den Winter kommen können und wie sich Energie einsparen lässt. Die Schweinepreise sind zwar wesentlich besser als im letzten Jahr, aber auch hier reichen die Mehrerlöse nicht einmal im Ansatz die Mehrkosten aufzufangen. Auch politisch ist wenig passiert, die Tierwohlfrage harrt weiter einer Lösung, genau wie das Baurecht. Nun kommen explodierende Energiepreise, drohende Gasabschaltungen, grassierende Vogelgrippe und Düngerknappheit dazu. Wir befinden uns nicht vor, sondern mitten in einem Strukturbruch. Derzeit exportieren wir die Lebensmittelerzeugung in andere Länder. Ob diese neuen Abhängigkeiten klug sind, sollte sich unsere Gesellschaft nach den Erfahrungen der letzten Zeit gut überlegen. “